Es gibt Abende, die sind herzerfrischend für die Seele des Schauspielers. So „Schlechte Partie“ von Alexander Ostrowskij in der glänzenden Regie von Alvis Hermanis. Das war wirklich ein Highlight der Schauspielkunst. Das Burgtheater in Wien punktet mit einer hervorragenden Besetzung. Aber ohne die hervorragende Regie von Alvis Hermanis wären die Sternchen der Burg nicht so zur Geltung gekommen. Wer diesem Mann schlichten Naturalismus vorwirft, hat nichts von Theater begriffen. Ja, es gibt ein streng naturales Bett. Aber dieser naturale Zugriff ist die Grundlage für diese exakte und bis an die Grenzen gehende Auslotung der Figuren. Die Charaktere sind hervorragend gezeichnet, sie gehen bis an die Grenzen der Überzeichnung, spielen damit und doch sind sie immer glaubwürdig. Und vor allem: Sie berühren. Hier entsteht ein Theater, das im positiven Sinne an der Seele rührt. Es bewegt. Dabei herrscht über weite Strecken ein so schlichter Kammerton, dass ich mich bei dem Gedanken ertappe: ‚Wann fangen die eigentlich an zu spielen?‘ – Aber genau das ist es. Hier wird oft nur „gedacht“ und trotzdem explodiert der Abend ab und zu.