von Christian Lollike
Deutsch-Sorbisches Volkstheater Bautzen
Regie: Olaf Hais
Ausstattung: Katharina Lorenz a.G.
Dramaturgie: Eveline Günther
Choreogbrafie: Frank Schilcher a.G.
Mit Fiona Piekarek-Jung und Olaf Hais
Premiere: 21.02.2016
P 16!
Zwei depressive Personen, A und B, möchten ausbrechen aus ihrem Leben. Ihnen fehlt etwas, ein Leben, ein Schicksal, ein ICH. Sie spüren, dass sie ihr Leben ändern müssen, um glücklich zu werden. Mit Entsetzen stellen sie fest, dass sie sich keine andere Welt mehr vorstellen können als die, die ihnen von Disney suggerierte wurde. Sie fassen einen Entschluss: Sie schaffen sich ihr eigenes „Disneydrama“. Eine psychologische Studie über die Auswirkungen unserer infantilisierenden, medialen Umwelt auf unsere Ich-Entwicklung. Skurril, humorvoll – am Ende voller Hoffnung.
Fragen an den Regisseur Olaf Hais, der ab November 2016 eine der beiden Rollen selbst übernehmen wird:
Was hat Disney aus unserer Fantasie gemacht?
„Sie sterilisiert“ (Zitat aus dem Stück). Der Walt Disney Company gehören Filmstudios und Fernsehsender, Buchverlage und Theater, Vergnügungsparks und Ozeandampfer. Wer weiß schon, dass z.B. Super-RTL auch zu Disney gehört? Selbst beim Betreten eines Schreibwarenladens kann uns eine pink-rosarote Einkaufswand erschlagen. Die Disneyfizierung unserer Gesellschaft schreitet unaufhörlich voran. Scheibchenweise in Salami-Taktik. Industriell hergestellte Kultur raubt dem Menschen die Fantasie, übernimmt das Nachdenken für ihn, speist ihn mit Trivialitäten ab. Oft ein Tschernobyl des Geistes – aber verteufelt gut gemacht. „Disney macht unsere Kinder zu naiven unkritischen Superverbrauchern, die Angst vor Widerstand haben und keine Veränderung verursachen können.“ (Zitat aus dem Stück)
Der dänischen Autor Christian Lollike vertritt die These, dass wir depressiv werden, wenn wir versuchen, Träume zu leben, die gar nicht realitätstauglich und somit nicht lebensfähig sind. Welche Träume werden denn auf der Bühne wahr?
Wir behaupten, dass es eine Alternative zu unseren derzeitigen kapitalistischen Herrschaftsverhältnissen gibt. Wir müssen nicht an ein kitschiges Märchenschloss glauben, das selbst Markenzeichen und Logo des Disney-Konzerns geworden ist. Wir setzen die elementaren Erfahrungen unserer Kindheit in Beziehung zum Heute und kratzen damit an den Glaubenssätzen und Grundfesten erwachsener Persönlichkeiten. Der Autor hat eine sehr intelligente und bizarre Verbindung zwischen unseren innersten Seelenlandschaften und den großen weltpolitischen Auseinandersetzungen unserer Zeit geschaffen, die uns streckenweise überfordern. Gleichzeitig beweist er, dass man über Depression durchaus auch Lachen kann. Eine Katharsis hin zu mehr Realitätsbezug für alle Facetten des Lebens.
Das Stück provoziert eine gesellschaftliche Diskussion. Was geben Sie den Zuschauern mit auf den Weg?
Unseren „Beipackzettel“ als Einleger in unserem Programmheft. Eine ausführlichere Zusammenstellung theoretischer Grundlagen der Inszenierung.
Beipackzettel als Einleger ins Programmheft „Träume werden Wirklichkeit“